Eine neue psychotherapeutische behandlungsmethode für patienten mit posttraumatischer belastungsstörung: EMDR. Behandlungsdurchführung und ergebnisse einer pilotstudie A new psychotherapy treatment for patients with post-traumatic stress disorder: EMDR. Treatment implementation and results of a pilot study

Description

Nicht erst seit dem Zugunglück von Eschede und den damit im Zusammenhang stehenden Medienberichten wird zunehmend auch in der Öffentlichkeit bekannt, daß psychische Traumatisierungen zu einer tiefen und anhaltenden Verletzung des Gefühls der persönlichen Sicherheit und Unverletzbarkeit führen können. Dies wird oft wie ein Riß im Selbstverständnis oder wie ein Zusammenbruch des persönlichen Weltbildes beschrieben. Plötzlich wird die Welt als bedrohlich erlebt. Der Betroffene fühlt sich schutzlos und ausgeliefert. Typische Symptome, die in der Folge von belastenden Ereignissen auftreten, sind Schlafstörungen und Alpträume, quälende Wiedererinnerungen, Ängste und situationsbezogenes Vermeidungsverhalten sowie erhöhte Schreckhaftigkeit und Konzentrationsstörungen. Normalerweise bilden sich diese Symptome innerhalb einiger Tage bis einiger Wochen zurück. Bleiben diese psychischen und psychosomatischen Beeinträchtigungen jedoch bestehen, so ist bei einem Vorliegen von länger als 3 Monaten eine Posttraumatische Belastungsstörung zu diagnostizieren.

In den letzten Jahren wurde die Forschung über Traumafolgen erheblich intensiviert. Es wurden neue Erkenntnisse gewonnen, die dazu beigetragen haben, daß die psychotherapeutischen Verfahren zur Behandlung traumatisierter Menschen erheblich verbessert werden konnten. Seit vier Jahren behandelt die Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie der MHH Menschen mit Posttraumatischen Belastungsstörungen im Rahmen einer Traumasprechstunde und erforscht die psychischen und biologischen Auswirkungen von Traumatisierungen.

Epidemiologie Nach Ergebnissen einer Vielzahl von epidemiologischen Studien, ist die Posttraumatische Belastungsstörung (Posttraumatic stress disorder, kurz PTSD) infolge von Traumatisierungen in der Kindheit oder im späterem Leben, eine in ihrer Häufigkeit und sozioökonomischen Bedeutung lange unterschätzte Erkrankung. Unter Zugrundelegen der Diagnosekriterien der Posttraumatischen Belastungsstörung nach DSM-III-R liegt die Lebenszeitprävalenz in den USA für beide Geschlechter bei 7,8 Prozent bis 12,3 Prozent, wobei etwa doppelt so viele Frauen betroffen sind wie Männer (5). Für die deutsche Bevölkerung gib es noch keine epidemiologisch gesicherten Prävalenzzahlen, aber die Bedeutung von "Traumatisierungen" für die Entstehung oder für die erhebliche Verschlechterung psychischer Störungen wird immer deutlicher. Ein Beispiel hierfür ist die lebhafte Diskussion in den Medien über die psychischen Folgen von Traumatisierungen für Unfallopfer und Rettungskräfte in der letzten Zeit.

Die empirischen und klinischen Befunde zu Traumatisierungen in der Kindheit haben Egle, Hoffmann & Joraschky jüngst in einer Monographie zusammengestellt (1). Danach ist die Rolle von Vernachlässigung, Mißbrauch und Mißhandlung für eine Reihe von psychischen Störungen wie Selbstverletzendem Verhalten, Borderline-Störungen und Dissoziativen Störungen mittlerweile unstrittig und scheint auch für Subgruppen von Patienten mit Eßstörungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen und Somatisierungsstörungen von erheblicher Relevanz zu sein. Weit unterschätzt ist zudem die Häufigkeit von Posttraumatischen Belastungsstörungen infolge von Unfällen oder Einsätzen in Krisengebieten. 20 Jahre nach dem Vietnamkrieg leiden noch immer ca. 15 Prozent aller Vietnamkriegsveteranen an einer PTSD. Opfer von Gewaltverbrechen und Überfällen sowie auch Zeugen von Gewalttaten, wie z.B. Rettungspersonal und Feuerwehrangehörige, stellen eine weitere Risikogruppe für die Entwicklung einer PTSD dar.

Not since the train wreck of Eschede and the related media reports, is increasingly known to the public that psychological trauma can lead to a deep and persistent breach of the feeling of personal safety and invulnerability. This is often described as a crack in the self or as a breakdown of the personal worldview. Suddenly the world is experienced as threatening. The person concerned feels defenseless and delivered. Typical symptoms that occur as a result of stressful events are insomnia and nightmares, distressing recollections, fears and situational avoidance behavior and increased nervousness and difficulty concentrating. Usually these symptoms are back within a few days to a few weeks. But they remain psychological and psychosomatic disturbances exist, so with a presence of more than 3 months is a post-traumatic stress disorder to diagnose.
In recent years, research on consequences of trauma was significantly intensified. It gained new insights that have contributed to the psychotherapeutic method for the treatment of traumatized people could be greatly improved. For four years, the Department of Psychosomatic Medicine and Psychotherapy, MHH treats people with post-traumatic stress disorder in a trauma clinic and explores the psychological and biological effects of trauma.

Epidemiology According to results of a large number of epidemiological studies, post-traumatic stress disorder (Post Traumatic Stress Disorder, PTSD short) as a result of trauma in childhood or in later life, a decrease in frequency and socio-economic importance of long underestimated disease. Inter alia with the diagnostic criteria of posttraumatic stress disorder according to DSM-III-R lifetime prevalence in the U.S. is for both sexes at 7.8 percent to 12.3 percent, with about twice as many women are affected as men (5). For the German people give it no epidemiological prevalence data secure, but the meaning of "trauma" in the development or for the serious deterioration of mental disorders is increasingly clear. An example is the lively discussion in the media about the psychological consequences of trauma for victims and rescue workers in recent times.

The empirical and clinical findings concerning traumatic experiences in childhood have Egle, Hoffmann & Joraschky recently compiled in a monograph (1). Then disorders the role of neglect, abuse and mistreatment for a number of mental disorders such as self-injurious behavior, borderline disorders and dissociative now undisputed, and appears to be for subgroups of patients with eating disorders, anxiety disorders, personality disorders and somatization disorders is of considerable relevance. Also greatly underestimated the incidence of post-traumatic stress disorder as a result of accidents or operations in critical areas. 20 years after the Vietnam War still suffer about 15 percent of Vietnam War veterans in a PTSD. Victims of violent crimes and robberies, as well as witnesses of violence, such as Rescue workers and firefighters, are another risk group for the development of PTSD dar.

Format

Journal

Language

German

Author(s)

Martin Sack
Wolfgang Lempa
Freidhelm Lamprecht

Original Work Citation

Citation

“Eine neue psychotherapeutische behandlungsmethode für patienten mit posttraumatischer belastungsstörung: EMDR. Behandlungsdurchführung und ergebnisse einer pilotstudie A new psychotherapy treatment for patients with post-traumatic stress disorder: EMDR. Treatment implementation and results of a pilot study,” Francine Shapiro Library, accessed May 17, 2024, https://francineshapirolibrary.omeka.net/items/show/20643.

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